Donnerstag, 20. Januar 2011

Geburtsfehler

Schlagzeile auf dem Titelblatt einer österreichischen Wochenzeitung: „Der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon wird am 22. Jänner 450 Jahre alt.“ Dolle Sache, nicht? Rekordverdächtig. Blöd nur, dass er schon 1626 verstarb. Er wurde also bloß 65 und wird nicht mehr 450 Jahre alt werden. (Er „würde“ es übrigens auch nicht, weil Sterblichkeit kein lästiger Zufall ist, sondern Bedingung menschlicher Wirklichkeit; die Zeiten von Methusalem oder des Grafen von Saint-Simon sind vorbei.)
Weil er nicht mehr lebt, kann man auch schwerlich sagen, er feiere seinen 450. Geburtstag. Dass andere das tun — „man begeht“ —, mag freilich sein. Am besten aber, man schriebe einfach, dass er vor 450 geboren wurde oder dass der 450. Jahrestag seiner Geburt anstehe. Warum das erwähnswert und was die Bedeutung einer solchen Zahl sein soll, erschließt sich damit freilich auch nicht. Doch es sei jedem gegönnt, irgendwo einen Artikel über Francis Bacon unterzubringen, mit welcher Ausrede auch immer. Dass irgendein Redakteur oder eine Voluntärin dann eine dümmliche Schlagzeile verbricht, dafür kann der Autor ja nichts.
Aber vielleicht für den Satz „Geboren wurde Francis Bacon am 22. Jänner 1561 als Sohn des Großsiwegelbewahrers Sir Nicholas Bacon und seiner gebildeten Frau Lady Ann in Highgate bei London.“ Was denn, Francis Bacons Frau war zugleich seine Mutter? Hätte es nicht besser „dessen Frau“ geheißen?

2 Kommentare:

  1. Man muss als Jubiliar nur rüstig bleiben. Auch nach dem Suizid. Dann kann man, wie ein gewisser Herr von Kleist, unverdrossen auch seinen 200. Geburtstag feiern. Jedenfalls diesem Kreiskäseblättchen zufolge: www.kreiszeitung.de/nachrichten/landkreis-rotenburg/scheessel/dichter-relevant-fuers-abitur-1112132.html
    (Dort heißt die Amazonenkönigin übrigens panthastischerweise Phentesilea.)

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  2. Und wenn sie nicht gestorben sind ... "Wilhelm Grimm wäre 225 Jahre alt" (Schlagzeile auf www.berlinerliteraturkritik.de)

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