Samstag, 16. Januar 2016

Man mache sich mal eines klar: Wer genug Geld hat, kann praktisch überall auf der Welt herumreisen. Sicher, es gibt gefährlichere und ungefährlichere Gegenden. Aber mit ausreichend Geld kann man es sich weitgehend fast überall halbwegs bequem machen. Wer hingegen arm ist, ist überall unerwünscht (wo er nicht unmittelbar ausgebeutet wird), er hat als Fremder, der zunächst womöglich eher kostet als zahlt, kaum Rechte, aber unendlich viele Pflichten, er ist Gegenstand behördlicher und politischer Willkür und des Misstrauens der Einheimischen. Man bedenke also: Während reiche Menschen es sich eigentlich immer überall irgendwie richten können, können Arme ihr Leben weder zu Hause noch in der Fremde selbstbestimmt, in Ruhe und Würde führen. Dabei ist selbstverständlich die Armut der einen der Preis, der für den Reichtum anderer gezahlt werden muss. Weder sind die einen zufällig wohlhabend und die anderen arme Schlucker, noch ist jeder einfach seines Glückes Schmied. Niemand kann für sich allein reich oder arm sein, immer sind es die Verhältnisse, die darüber bestimmen, wer was sein kann. Nicht einfach das Verhalten des Einzelnen, sondern das Verhalten aller zu allen begünstigt oder benachteiligt. Man mache sich also klar, dass das, was man „Flüchtlingskrise“ nennt, ein Abwehrkampf der Reichen gegen die Armen ist, der global, regional und lokal geführt wird. Es geht gar nicht darum, was „wir uns leisten können“, es geht darum, dass „wir“ das, was „wir“ uns leisten können, immer schon nur deshalb können, weil es es eigentlich auch „denen“ gehört, weil „die“ dasselbe Recht auf Wohlergehen und Zufriedenheit haben wie „wir“, es ihnen aber systematisch durch dieselben Verhältnisse vorenthalten wird. von denen „wir“ profitieren.

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